Fusselnde Leder

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Warum fusselt Leder?

Veloursleder sind sehr faserige Leder und neigen daher im Gebrauch dazu, zu fusseln. Bei Schuhen macht das nichts aus. Aber bei Handtaschen und Jacken fusseln die Lederfasern in der Tasche oder außen an die Stoffbekleidung. Gleiches gilt für Veloursleder auf der Innenseite der Bekleidung.

Ein weiterer, störender Faktor langfaseriger Raulederoberflächen sind sichtbare Lederfasern durch Perforationslöcher oder durch Nahtlöcher oder an offenen Schnittkanten des Leders.


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Fusselndes Leder.

 

Bei der Herstellung von Veloursleder wird das Leder gespalten. Dazu wird das Leder später noch durch Falzen und Schleifen egalisiert. Durch die nachfolgenden Arbeitsschritte in der Gerberei werden nicht alle Fussel entfernt.

Auch die Fleischseite eines Glattleders ist Veloursleder. Meist werden Leder so verarbeitet, dass die Rückseite verdeckt ist. Daher achtet der Gerber nicht besonders darauf, wie stark die Rückseite fusselt. Nur wenn der Kunde direkt darauf hinweist, wird der Gerber das Fusseln reduzieren können. Bei beidseitig aufgerautem Spaltvelours ist auch nicht vorhersehbar, welche Seite des Velours der Kontaktbereich wird.

Dagegen sind Nubukleder mit einem leichten Flor versehen und neigen weniger zum Fusseln.

Die Dichte der Faserstruktur einer Lederhaut ist nicht homogen. Im Rückenbereich von Rindern ist die Faserstruktur i. d. R. deutlich dichter als im Bauchbereich. Bei einer zu losen Faserstruktur spricht man auch von Losnarbigkeit. Aber nicht nur die Faserdichte beeinflusst das Risiko des Fusselns. Auch im Gerbprozess beeinflusst die Rückfettung und die Fülle des Leders, wie stark ein Leder später fusseln kann. Sehr wichtig für das Risiko des Fusselns ist auch die Bearbeitung der Oberfläche beim Spalten oder Falzen (Leder auf die erforderliche Dicke zu bringen). Es wird geschnitten und geschliffen und je nach Methode, wird das Risiko des Fusselns mit beeinflusst.


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Kreppbandtest bei Nubukleder: Nur wenige und nur sehr kleine Fussel bleiben am Kreppband kleben.

 

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Kreppbandtest bei Veloursleder: Viele und grobe Fussel bleiben am Kreppband kleben.

 

Vorgehensweise bei fusselnden Ledern in der Lederherstellung

Zum einen kann der Gerber in der Produktion an vielen Stellen Einfluss auf das Risiko des Fusselns nehmen. Sei es durch die Fülle des Leders, die Rückfettung oder die Art der Oberflächenbehandlung des Rauleders. Aber auch danach kann durch gebügelte Imprägnierungen oder durch Auftragen von Bindemitteln mit anschließendem Bügeln und/oder Pressen das Fasergefüge verklebt und geglättet werden.


Vorgehensweise bei fusselnden Ledern nach der Lederherstellung

Bei Auftreten von Fusseln muss zuerst geprüft werden, ob es sich wirklich um Fussel oder um eine Abfärbung handelt. Dazu kann z. B. in einem unauffälligen Bereich ein Kreppband auf das Leder geklebt und abgezogen werden. Fussel bleiben daran haften und sind gut erkennbar. Besteht der Verdacht, dass es eher eine Abfärbung ist, dann einen hellen Lappen leicht anfeuchten und ca. zehnmal über das Leder reiben und schauen, ob sich der Lappen verfärbt oder sich nur Fussel verfangen. Im Zweifel eine Makroaufnahme machen und prüfen, ob Fussel erkennbar sind. Manchmal gibt es beide Phänomene. Fussel und Abfärbungen.


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Beim ersten Bild färbt das Leder nur ab. Beim zweiten Bild sind noch einzelne Fussel erkennbar. Hauptproblem ist aber die Abfärbung.

 

Zuerst sollten fusselnde Leder abgebürstet werden. Zu starkes Bürsten oder zu starkes Radieren oder Schleifen verstärkt den Effekt eher. Dazu kann das Leder auch mit einer Druckluftpistole abgepustet werden oder mit einem Staubsauger abgesaugt werden. Keine dieser Methoden wird ausreichend sein. Es ist aber eine vorbereitende Arbeit.

Bei leichter Fusselablösung vom Leder reicht es häufig, die Oberfläche mit einer Imprägnierung aus der Dose einzusprühen. Maximal 2-3 Lagen und zwischendurch trocknen lassen. Beim Sprühen nicht zu nahe herangehen, um Flecken zu vermeiden.

Leicht fusselnde Leder hören mit der Zeit von alleine auf, Fussel abzugeben. Man sollte solche Leder einige Zeit tragen und beobachten.

Der Versuch, mit Kreppband die Fussel aufzunehmen, ist nicht immer erfolgreich. Durch das Aufkleben und Abziehen werden immer wieder neue Fussel gezogen, und es hört nicht auf zu fusseln.

Als erfolgreich bei stärker fusselnden Flächen hat sich der intensive Auftrag von starkem Haarspray mit anschließendem Bügeln erwiesen. Aber Teflonpapier dazwischen legen und nicht zu heiß bügeln! Leder kann schrumpfen! Auf Sichtflächen ist diese Methode mit dem Risiko verbunden, dass die Behandlung nicht gleichmäßig genug erfolgt und dann Unterschiede in der Fläche entstehen können.

Im gewerblichen Bereich wird auf fusselnde Leder Napalan Finish mit einer Sprühpistole aufgesprüht und dann gebügelt. Bei beiden Methoden werden die Lederfasern verklebt, ohne die Oberflächenstruktur zu deutlich zu verändern.

In jedem Fall müssen alle Methoden immer erst in einem verdeckten Bereich getestet werden!



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