Pergament
Bei Pergament handelt es sich um getrocknete Rohhäute, die ungegerbt und lediglich geölt als Bucheinbände, Lampenschirme und Trommelfelle verwendet werden. Pergamentleder bzw. getrocknete Leder werden auch manchmal mit anderen Ledern im Verbund verarbeitet. Häufig sind die Leder durchschimmernd, insbesondere wenn sie durch Öl oder Wasser angefeuchtet werden.
Bild 1: Helles Kalbspergament - Bild 2: Kalbspergament, antik - Bild 3: Kalbspergament, glasig - Bild 4: Helles Damwildpergament
Bild 1: Helles Ziegenpergament - Bild 2: Ziegenpergament, glasig - Bild 3: Helles Pferdepergament
Es wird aus Schaf-, Ziegen- oder Kalbfellen sowie aus Schweins-, Büffel- oder Eselshäuten hergestellt. Die Blöße wird ohne jegliche Gerbung aufgetrocknet. Das Material wird während des Fertigungsprozesses geölt, gefettet und geglättet, über einen Kalkäschervorgang konserviert, dann wird entkalkt und im Spannrahmen getrocknet. Nach dem Trocknen erfolgt noch ein Schleifen mit Bimsstein. Solange das Pergament noch nass ist, kann es problemlos geformt und gespannt werden. Nach dem Trocknen ist es starr und nicht mehr formbar.
Gelegentlich wird Pergament auch als Pergamentleder bezeichnet. Ob dieser Terminus korrekt ist, ist strittig und hängt von der Definition ab, ab wann eine Tierhaut ein Leder ist. Nimmt man zum Maßstab, dass die Haut konserviert wird, fällt Pergament zwar unter den Lederbegriff - nicht jedoch, wenn Leder zwingend als gegerbte Tierhaut verstanden wird.
Ein Kunstwerk aus Pergamentleder aus der Bildersammlung von www.feinleder-hoffmann.com.
Die Verwendung von Pergament als Schreibutensil datiert sich bereits auf die antiken nahöstlichen und mediterranen Zivilisationen. Die Bezeichnung "Pergament" stammt aus der einst griechische und heute türkische Stadt Pergamon. Pergamon war in der Antike eine blühende Stadt der Wissenschaft und besaß hinter Alexandria in Ägypten die zweitgrößte Bibliothek der bekannten Welt. Diese Rivalität veranlasste den in Alexandria herrschenden König Ptolemäus VI. (180 bis 145 v. u. Z.) in seiner Amtszeit, jeglichen Export des pflanzlichen Papyrus nach Kleinasien einzustellen, um die eigene Machtstellung gegenüber König Eumenes II. von Pergamon (197 bis 159 v. u. Z.) zu festigen. Um nicht länger von importierter Ware abhängig zu sein, wich man in Pergamon auf die (jedoch bereits seit langem bekannte) Alternative aus, dünne Tierhäute zu beschreiben, und verbesserte die Technik der Pergamentherstellung dabei kontinuierlich.
Über die folgenden Jahrhunderte löste das Pergament graduell den Gebrauch von Papyrus ab; seit dem 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung wurden allmählich immer mehr Inhalte aus den langfristig wenig haltbaren Papyrusrollen auf Pergament übertragen. Ein Vorteil dieses Werkstoffes bestand auch darin, dass bereits beschriebenes Pergament durch Abschleifen mit rauhen Steinen wieder gelöscht und neu verwendet werden kann - ein solches Schriftstück trägt die Bezeichnung Palimpsest von griechisch palimpsestos - "wieder abgekratzt".
Erst gegen Ende des Mittelalters trat das Pergament in den Hintergrund, als die Papierherstellung sich einerseits verbilligte und andererseits durch die verbesserte Buchdrucktechnik ein günstigerer Markt für Papier allgemein geschaffen wurde - Pergament eignet sich wegen seiner geringeren Saugfähigkeit gegenüber Tinte nicht vergleichbar gut für Druckzwecke.
Pergamentleder wurde auch viel für Lampenschirme verarbeitet. Diese Mode ist aber zurück gegangen. Noch üblich ist die Verwendung von Pergamentleder zur Bespannung bei Trommeln und vergleichbaren Musikinstrumenten.
Bild 1: Steigbügel mit eingearbeitetem Pergamentleder (hell) - Bild 2: Sattelknauf aus Pergamentleder geflochten - Bild 2: Riemen mit Flechtung aus Pergamentleder (hell)
Gürtel mit Flechtung aus Pergamentleder (hell und dunkel)
Instrumente bespannt mit Pergamentleder
Haut der Hundskopf-Wassertrugnatter getrocknet zu Pergamentleder
Kugelfisch zu Pergamentleder getrocknet als Lampe aus Flensburg - Pergamentlederlampe Montevideo Uruguay
Regenhemden aus getrocknetem Seehund- oder Robbendarm aus Sibierien und Alaska aus dem 18. Jahrhundert