Äscher

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Leder wird mit und ohne Haare nutzbar gemacht. Pelze und Felle behalten ihre Haare, weil das vom Endverbraucher gewünscht wird. Die meisten Leder werden aber in der Gerberei enthaart. Schuhe, Gütel, Auto- und Möbelleder werden ohne Haare auf dem Leder produziert.


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Typische "Felle", wo die Haare für den Endkunden auf der Lederhaut bleiben.

 

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Die meisten Leder werden aber ohne Haare verarbeitet.

 

Der Arbeitschritt Äscher entfernt die Haare von der Rohhaut, reduziert deren Fettanteil und bereitet sie so auf das Gerben vor. Durch diesen Prozess werden die Eigenschaften des späteren Leders maßgeblich bestimmt; je weicher das Leder werden soll, desto stärker muß die Faserstruktur der Haut aufgeschlossen werden, und desto länger muß geäschert werden. Sohlenleder etwa, bei denen es auf hohe Belastbarkeit ankommt, werden nur vergleichsweise kurz (etwa zwei bis drei Tage) im Äscher verarbeitet.


Aufgaben des Äscher

  • Lockerung der Oberhaut und Haare, damit diese leicher entfernt werden kann.
  • Lockerung von Fleisch- und Fettresten zur Entfernung.
  • Entfernung von Eiweißsstoffen, die die Lederqualität beeinträchtigen würden.
  • Entfernung der Fettstoffe in der Haut.
  • Quellung der Lederfasern über die Weiche hinaus.
  • Den Hautaufschluss erreichen, damit sich die Fasern lockern und dazu der Gerbstoff verbinden kann.


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Äscher im Fass - Nach dem Äscher geht es zum Entfleischen und Spalten

 

Der Begriff "Äscher" geht darauf zurück, daß in früheren Zeiten zu diesem Zweck Holzasche eingesetzt wurde. Diese enthält Kaliumcarbonat (K2CO3) und ist in Wasser gut löslich. Die mit Wasser einhergehende alkalische Reaktion führt zum Lockern der Haare.

In Europa wird heute mit Calciumhydroxid und Natriumsulfid geäschert - was allerdings Abwässer erzeugt, die mit betriebseigenen Klärwerken aufbereitet werden müssen.

Eine andere, umweltschonendere Methode, die allerdings arbeitsaufwendiger und nur noch in Schwellen- und Entwicklungsländern üblich ist, ist die Verwendung einer Lösung von Kalkhydrat (4-6%), Schwefelnatrium (2-6%) sowie verschiedener Enzyme in Wasser.

Auch das Verfahren des Schwödens wird zur Haarentfernung eingesetzt, z. B. wenn Fell oder Wolle zur weiteren Verwendung erhalten bleiben sollen. In diesem Fall wird von der Fleischseite her eine dickflüssige Chemikalienmischung auf die Haut aufgetragen, die zur Narbenseite hin diffundiert und die Haarwurzeln löst, ohne das Haarmaterial selbst zu zerstören. Gerberwolle ist die Behaarung auf einer Haut, die nicht durch mechanisches Entfernen (Abschneiden), sondern durch chemische Einflüsse beim Schwöden gelöst wird.

Moderne Äscherverfahren zerstören nur die Haarwurzel. Dadurch wird die Abwasserbelastung reduziert. Das Haar wird ausgefiltert, kompostiert und als Dünger in der Landwirtschaft genutzt.

Nach dem Äscher oder Schwöden wird die Haut Blöße genannt.


Die Empfehlung, wenn man im geringen Umfang selber die Weiche und den Äscher vornehmen will

  • 100 Gramm Trockenkalk in 30 Liter lauwarmen Wasser lösen. Alternativ kann Holzasche verwendet werden.
  • Die Rohhaut eine bis drei Wochen im Bad getaucht halten. Die Haut mit Steinen (nicht Holz oder Metall) untertauchen und täglich durchrühren. Vorsicht: Mit Handschuhen, Schürze und Brille arbeiten!
  • Die Prozedur ist zu Ende, wenn sich die Haare leicht entfernen lassen. Dann die Haut entnehmen und abtropfen lassen.


Stationen der Lederherstellung
Lagern - Weichen - Entfleischen - Äscher - Beizen - Gerbung - Abwelken - Sortieren - Spalten - Falzen - Neutralisieren - Füllen - Färben - Fetten - Trocknen - Stollen - Zurichtung - Kontrolle


Filme über die Lederherstellung in der Gerberei


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