Pelze

Aus www.leder-info.de - Das Lederlexikon
Wechseln zu: Navigation, Suche

Leder-Info-Logo-05.jpg


Dachs-01.jpg Bisam-01.jpg Murmeltier-01.jpg Fuchs-01.jpg

Ausgestopft: Dachs - Bisam - Murmeltier - Fuchs

 

Pelze

Als Pelz wird die Haut eines Tieres bezeichnet, welches ein besonders dichtes und feines Haar (mehr als 400 Haare pro Quadratzentimeter) hat. Nerzpelz, Biberpelz, Fuchspelz, Zobelpelz, Chinchilla etc. Bei der Bekleidung wird entsprechend vom Pelzmantel oder Pelzkragen gesprochen. Die Dichte der Haare bei "Fellen" liegt bei 50 bis 400 Haaren pro Quadratzentimeter. Bei unter 50 Haaren pro Quadratzentimeter ist der Begriff "Haut" die richtige Bezeichnung, wobei es eigentlich keine Objekte mit so wenig Haaren gibt. Dann ist das Leder eher ganz ohne Haare.


Pelze-01.jpg


Umgangssprachlich wird vom Pelz bei hochwertigen oder hochpreisigen Pelzen gesprochen. Ob beim Kaninchenfell oder Fuchsfell die Haardichte berücksichtigt wird ist fraglich. Google hat für beide Varianten (als Fell oder als Pelz) fast gleichviele Treffer (Stand 05/2013). Es ist daher davon auszugehen, dass die Begriffe beliebig verwendet werden.

Pelze und Pelztierjagd haben eine lange Geschichte, die bis in die frühe Menschheitsgeschichte zurückreicht. Während es früher üblich war, fast jedes verfügbare Tierfell zu nutzen, hat sich dies im Laufe der Zeit geändert. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Pelzindustrie zu einem wichtigen Wirtschaftszweig. Im 20. Jahrhundert änderte sich die öffentliche Sichtweise gegenüber der Verwendung von Pelzen aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Tierschutzes insbesondere bei Tieren, die nicht für die Milch- und Fleischgewinnung gehalten werden, sondern nur für die Pelzproduktion.

2009 stammten 85 % aller Pelze von Zuchttieren. Die häufigsten Zuchttiere sind Füchse, Iltisse, Nerze, Marderhunde, Nutrias und Chinchillas.

2013 betrug der Umsatz im globale Pelzhandel ca. 15 Mrd. US Dollar. Ca. eine Mio. Menschen sind weltweit in diesem Sektor beschäftigt. Hauptproduktionsländer sind Griechenland, Russland, China und Dänemark. In Deutschland lag der Umsatz der Pelzbranche 2012 bei ca. 1,28 Mrd. Euro und es gab 23 Nerzfarmen. In der EU gibt es etwa 7.200 Pelzfarmen. Vor allem in Dänemark, den Niederlanden, Polen und Finnland. Etwa 35 Millionen Nerzfelle und zwei Millionen Fuchsfelle werden jährlich in europäischen Farmen produziert.


Tierarten für Pelze und Felle

Es gibt sehr viele Tierarten und deren Unterarten, aus denen Pelze oder Felle gemacht werden. Dabei gibt es ungeschützte Tiere und geschützte Tiere. Folgend eine Liste, die aber nicht alle Tierarten für die Pelz- und Fellproduktion nennt.


Kaninchen-01.jpg

Kaenguru-03.jpg Marderhund-Fell-01.jpg

Kaninchen - Känguru - Marderhund

 

Die verschiedenen Tierarten zur Pelz- und Fellherstellung

Gruppen Arten und Rassen
Beuteltiere Opossum, Wallaby, Känguru, Lampenratte, Kaninchenbeutler
Hasenarten Schneehase, Wildkaninchen, Hauskaninchen (Chinchilla und viele, weitere Zuchtvarianten)
Primaten Scheitelaffe, Perlaffe
Paarhufer Guanako (Jungtier), Vicunja, Ziegen (Jungtiere), Hausziege, Hausschafe (Persianer, Merinos und viele weitere Arten, oft Lämmer), Springbock, Kälber (vom Rind), Rentier
Unpaarhufer Fohlen (Pferd), Zebra
Insektenfresser Maulwurf, Silberbisam
Nagetiere Ziesel, Bambusratte, Murmeltier, Streifenhörnchen, Eichhörnchen, Biber, Hamster, Bisam, Nutria, Chinchilla, Viscacha
Marder Hermelin, Wiesel, Nerz, Iltis, Marder, Zobel, Dachs, Stinktier, Fischotter, Vielfraß
Bären Schwarzbär, Zimtbär, Eisbär, Braunbär
Kleinbären Katzenfrett, Waschbär
Hunde Wolf, Präriewolf, Schakal, Fuchs (Rotfuchs, Silberfuchs, Polarfuchs und viele mehr), Marderhund
Katzen Katzen (Hauskatzen, Wildkatzen und andere Arten), Löwe, Puma, Luchs, Serval, Gepard, Ozelot, Jaguar, Leopard, Tiger
Wassertiere Seebär, Robbe, Seehund



Wildkatze-Fell-01.jpg

Fischotter-Fell-01.jpg Waschbaer-Fell-01.jpg

Wildkatze - Fischotter - Waschbär

 

Hermelin-Fell-Sommerkleid-01.jpg

Hermelin-Fell-Winterkleid-01.jpg

Hermelin mit Sommer- und Winterfell.

 

Leder werden meist von Tieren produziert, die zur Fleischgewinnung gehalten werden. Bei den Pelztieren ist es meist nicht so. Bei Ziegen und Kaninchen wird das Fleisch meist für den menschlichen Verzehr genutzt, aber bei den meisten Fellarten wird das Fleisch nicht in den Handel gebracht. Ob es als Tierfutter oder anderweitig doch verwertet wird, ist nicht ausgeschlossen. Bei Affen-, Hunde- und Katzenarten ist der Verzehr in Deutschland laut § 22 der Lebensmittelhygiene-Verordnung untersagt. Bei anderen Tierarten greift der Artenschutz. Der Rest ist unter Auflagen für den Verzehr freigegeben.


Kürschner

Ein Kürschner ist ein Handwerker, der Tierfelle zu Pelzkleidung verarbeitet. Dazu zählen noch Reparaturen, Pflege von Pelzen, der Modellentwurf und die Materialauswahl zu seinen Aufgaben. Die Kürschnerei ist seit 2004 in Deutschland ein zulassungsfreies Handwerk. Somit können auch Gesellen einen eigenen Betrieb führen, ohne über langjährige Berufserfahrung oder einen Meisterbrief zu verfügen. Kürschner/in ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und umfasst neben den handwerklichen Fähigkeiten auch die Vermittlung von kaufmännischen Kenntnissen. 2007 gab es in Deutschland ca. 750 Kürschnerbetriebe mit ca. 2.800 Beschäftigten.

Durch den Rückgang der Popularität von Pelzbekleidung, hat das Arbeitsvolumen und Ansehen der Kürschner stark abgenommen. Pelze haben an Wert verloren, werden kaum noch neu verarbeitet und alte Bekleidung wird selten abgeändert oder repariert, weil Pelze kaum noch getragen werden. Dennoch hat das Kürschnerhandwerk noch immer seine Bedeutung. Viele Kürschner sind auf die Restaurierung von antiken Pelzen spezialisiert oder verarbeiten Pelze zu Accessoires oder Heimtextilien. Auch die Schaffelle und Lammfelle sind nach wie vor gefragt. Diese werden aufgrund ihrer weichen und warmen Eigenschaften gerne für Decken, Teppiche oder Sitzauflagen verwendet. Insgesamt bleibt das Kürschnerhandwerk ein wichtiger Teil der Handwerkskunst und der Geschichte der Pelzverarbeitung und es wird weiterhin Kürschner geben, die ihr Handwerk beherrschen und ihre Kunst weitergeben.


Beruf Kürschner.


Die Reinigung von Pelzen

Bei Anschmutzungen können Felle oder Pelze vorsichtig ausgebürstet werden. Bei problematischen Fällen immer erst Rat bei einem Kürschner oder einem auf die Reinigung von Fellen und Pelzen spezialisierten Fachbetrieb einholen. Bis heute ist das Läutern mit angefeuchteten Holzspänen in der Läutertonne das üblichste Reinigungsverfahren für Pelze und empfindliche Felle. Diese Reinigungsmethode sollte man den spezialisierten Fachbetreiben überlassen. Unempfindliche Pelze und Felle können auch mit Lederwaschmitteln gewaschen werden. Das sollte man aber nur mit Objekten machen, wo man eine entsprechende Empfehlung zu erhalten hat oder schon Erfahrung hat. Insbesondere alte Felle und Pelze können extrem empfindlich auf eine Durchnässung reagieren und irreversibel bretthart werden.


Pelze reinigen (Englisch).


Tierschutz und Kennzeichnung

Der Handel mit den Fellen und Pelzen bestimmter, insbesondere vom Aussterben bedrohter Tierarten, ist auf Grund des Artenschutzes weltweit eingeschränkt oder verboten worden. Viele Tierschützer lehnen jeglichen Handel mit Pelzen ab. Zeitweise wurden und werden Kampagnen gegen die Pelzbranche und das Pelztragen durchgeführt. Dennoch werden seit Mitte der 1990er Jahre Pelz und insbesondere Pelzaccessoires wieder zunehmend nachgefragt und getragen.


Pelzmantel-04-Oma.jpg

Pelzmantel-05-Oma.jpg

Für die ältere Generation waren Pelze ein Zeichen für Wohlstand und wärmende Bekleidung im Winter.

 

Eine einheitliche europäische Regelung zur Kennzeichnung von Pelzen gibt es nicht. Einzelne EU-Länder haben strengere Vorgaben. 2003 führte die Industrie in Deutschland Fellbezeichnungsetiketten ein, um sich von Produkten aus Tieren aus deutlich problematischerer Haltung (z.B. China) absetzen zu können. Seit 2008 zeigt das Origin Assured (TM) Label an, dass Pelzprodukte aus einem Land kommen, in dem anerkannte Verordnungen und Standards bei der Pelzproduktion gelten.

Ab dem 01.01.2019 verbietet die Stadt San Francisco in den USA den Verkauf von Pelzen. Das Verbot gilt für Bekleidung einschließlich Handschuhen und Accessoires. Von diesem Verbot sind ca. 50 Geschäfte und ein Umsatz von ca. 40 Mio. $ betroffen.


Anti-Pelze-01.jpg

Die Gegner von Pelzen machen oft drastisch auf ihr Anliegen aufmerksam.

 

Weitere Begriffe

  • Rauchwaren sind veredelte Pelze. Mit "Rauch" haben sie nichts zu tun; der Ausdruck leitet sich vielmehr von mhd. rauch = "rauh" ab.


Videos über Pelze

Die Herstellung von Pelzen und Fellen.


Herstellung einer Pelzdecke.


Weitere Informationen


Lederzentrum-2016-08.jpg

WIR VERSTEHEN LEDER! - WWW.LEDERZENTRUM.DE