Bioleder

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Pflanzengerbstoff - Chromgerbstoff

 


Bio-Leder - Gerbarten

Manchmal werden chrom- und metallfrei gegerbte Leder auch als Bioleder bezeichnet, was aber irreführend ist, da chromgegerbte Leder bei sachgemäßer Herstellungsweise nicht als an sich gesundheitsbeeinträchtigend bezeichnet werden können. Meist wird der Begriff Bioleder im Zusammenhang mit pflanzlich gegerbten Ledern verwendet. Dies ist auch naheliegend, da sich "Pflanzengerbung" schon vom Wort her ökologischer anhört. Der Konflikt im Vergleich der dominanten Chromgerbung mit der Pflanzengerbung muss aber den gesamten Produktionsverlauf abgleichen.

In wissenschaftlichen Untersuchungen im Vergleich dieser Gerbarten kam man zu dem Schluss, dass beide Gerbarten mehr oder weniger identisch ressourcenschonend bzw. ressourcenbelastend sind.

Der Nachteil des Chemieanteils der Chromgerbung muss den Nachteilen der Pflanzengerbung gegenübergestellt werden. Die Nachteile der Pflanzengerbung sind:

  • Die Pflanzengerbstoffe müssen erst in fernen Ländern gewonnen werden (Bäume fällen und zermahlen).
  • Sie müssen über lange Transportwege per See mit hohem Treibstoffverbrauch zu den Gerbereien gebracht werden.
  • Der Kiloeinsatz an Pflanzengerbstoffen pro gegerbte Haut ist deutlich höher als bei Chromgerbstoffen.
  • Der Schmutzwasseranfall durch die deutlich höhere Anzahl an Gerbbrühen, die das Leder durchlaufen muss, ist bei einer Pflanzengerbung wesentlich höher als bei der Chromgerbung.


Kriterien für Bio-Leder

"Bio" ist kein klar definierter Begriff. Es ist die Annäherung an ein Idealbild eines Produkts, welches möglichst umweltschonend über alle Produktionsstufen hergestellt wird, dem Konsumenten nicht schadet und in der Entsorgung der Umwelt keine Probleme bereitet. Eine genaue Definition, ab wann ein Produkt als "Bio" bezeichnet werden kann, gibt es nicht.

Die Lederherstellung ist die Umwandlung eines Abfallprodukts aus der Gerberei in ein haltbares, natürliches Gut. In diesem Zusammenhang werden diverse Produktionsstufen durchlaufen. Je nach Umweltauflagen und deren Kontrollen unterliegen die Gerbereien mehr oder weniger strengen Regeln. In den entwickelten Ländern kann davon ausgegangen werden, dass die Anforderungen an die Lederherstellung deutlich strenger sind. Der Großteil der Weltproduktion findet aber nicht in entwickelten Ländern mit strengen Vorschriften statt. Man kann aber davon ausgehen, dass die Lederproduktion in entwickelten Ländern die Umwelt stärker schonen. Entsprechend sind die Lederpreise höher. Aber für die Kennzeichnung als "Bio-Leder" reichen diese Anforderungen noch nicht.


Folgende Gesichtspunkte spielen bei der Bewerbung eines "Bio-Leders" eine Rolle:

Komplette Rückverfolgbarkeit der Tierhaut:
- Wo wurde das Tier über den gesamten Lebenszyklus gehalten. Freiland? Stall- oder Käfighaltung? Weitere Lebensumstände? z.B. wird Bioleder aus "100% kontrollierter, biologischer Tierhaltung" angeboten.
- Welche Medikamente wurden verabreicht? Ständige Impfungen und präventive Antibiotikaversorgung etc.?
- Wie wurde das Tier ernährt? Frischfutter? Aufbereitete Abfälle aus anderen Produktionen? Pestizidhaltig? Genmanipulation? Nachhaltig?
- Wie wurde das Tier geschlachtet?

Lederherstellung:
- Arten und Mengen der Chemikalien mit kompletter Rückverfolgbarkeit der Produktionsketten (Gerbstoffe, Farbstoffe, Bindemittel, Pigmente, Rückfettungsmittel, um nur einige der eingesetzten Chemikalien zu erwähnen).
- Bei Pflanzengerbstoffen: Nachhaltig? Nachwachsende Rohstoffe? Transportwege? etc. Oft wird Bio-Leder mit "planzlich gegerbt" beworben. Das sagt noch nicht aus, dass die Pflanzengerbung selber biologisch erfolgte (hier kann mit großem Umweltschaden gearbeitet werden) und es sagt auch nicht aus, dass das Leder chromfrei oder mit anderen Schadstoffen belastet sein könnte. Wobei die Chromgerbung nicht giftig oder Umweltbelastend ist.
- Mindestlöhne, Sozialstandards etc. in der Gerberei.

Lederverarbeitung:
- Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit
- Arbeitssicherheit
- Sozialstandards und Entlohnung


Die Summe der zu betrachtenden Faktoren ist sehr lang und ob ein "Bio-Leder" bei allen Punkten tatsächlich diesen Titel verdient, muss der gewissenhafte Kunde selbst ermitteln. Da der Begriff nicht geschützt ist und die von der Industrie festgelegten Siegel und Zertifikate nicht immer alle Punkte berücksichtigen, ist Misstrauen angebracht. Das perfekte Bio-Leder gibt es auch nicht in der Massenfertigung. Aber es gibt Betriebe, die mehr auf die Umwelt achten als andere.



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