Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit von Leder: Unterschied zwischen den Versionen

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Manch Kunden assoziieren [[Leder]] negativ, weil es von [[Exotenleder|Tieren]] stammt, und lehnen die Tierhaltung und den Fleischkonsum ab, der den [[Rohhaut|Rohstoff]] für Leder erzeugt. Dazu haben Kunden bedenken, dass die [[Lederherstellung]] umweltschädlich sein könnte, was in weniger entwickelten Ländern durchaus der Fall ist, aber in entwickelten Ländern nicht der Realität einer gut überwachten und sorgsamen Lederherstellung entspricht.  
 
Manch Kunden assoziieren [[Leder]] negativ, weil es von [[Exotenleder|Tieren]] stammt, und lehnen die Tierhaltung und den Fleischkonsum ab, der den [[Rohhaut|Rohstoff]] für Leder erzeugt. Dazu haben Kunden bedenken, dass die [[Lederherstellung]] umweltschädlich sein könnte, was in weniger entwickelten Ländern durchaus der Fall ist, aber in entwickelten Ländern nicht der Realität einer gut überwachten und sorgsamen Lederherstellung entspricht.  
  
Unter der der Landwirtschaft nachgelagerten Industrie wird teilweise argumentiert, dass der CO2-Fußabdruck der Landwirtschaft der Milch- und Fleischindustrie zugeordnet werden muss, weil die [[Exotenleder|Tiere]] nicht wegen der Lederherstellung gehalten werden. Die nachgelagerte Industrie ([[Gerberei]], [[Lederindustrie|Lederverarbeiter]], Handel mit Lederobjekten) sind nur Verwerter des Abfallprodukts „[[Rohhaut|Haut]]“ aus der Tierhaltung für die Milchprodukteherstellung und Fleischprodukteerzeugung und haben somit einen positiven Effekt, weil ein ansonsten als Abfall geltendes Restprodukt zu [[Leder]] recycelt wird und somit nur die CO2-Emission ab dem [[Verschnitt#"Verschnitt" im Schlachthof|Abziehen der Rohhaut im Schlachthof]] der [[Lederindustrie]] zugeordnet werden darf. Einige argumentieren, dass der CO2-Anteil der Tierhaltung proportional der Lederindustrie zugeordnet werden sollte, was nach der Vorstellung der C02-Zuordnung „von der Wiege bis zur Bahre“, also unter Einbeziehung aller Vormaterialien, entspricht.  
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Unter der der Landwirtschaft nachgelagerten Industrie wird teilweise argumentiert, dass der CO2-Fußabdruck der Landwirtschaft der Milch- und Fleischindustrie zugeordnet werden muss, weil die [[Exotenleder|Tiere]] nicht wegen der [[Lederherstellung]] gehalten werden. Die nachgelagerte Industrie ([[Gerberei]], [[Lederindustrie|Lederverarbeiter]], Handel mit Lederobjekten) sind nur Verwerter des Abfallprodukts „[[Rohhaut|Haut]]“ aus der Tierhaltung für die Milchprodukteherstellung und Fleischprodukteerzeugung und haben somit einen positiven Effekt, weil ein ansonsten als Abfall geltendes Restprodukt zu [[Leder]] recycelt wird und somit nur die CO2-Emission ab dem [[Verschnitt#"Verschnitt" im Schlachthof|Abziehen der Rohhaut im Schlachthof]] der [[Lederindustrie]] zugeordnet werden darf. Einige argumentieren, dass der CO2-Anteil der Tierhaltung proportional der Lederindustrie zugeordnet werden sollte, was nach der Vorstellung der C02-Zuordnung „von der Wiege bis zur Bahre“, also unter Einbeziehung aller Vormaterialien, entspricht.  
  
 
Kunden, die Leder ablehnen, kaufen [[Lederalternativen|Substitutionsprodukte]]. Eine echte Alternative zu den [[Lederqualität|Vorteilen von Leder]] existiert aber noch nicht. Die auf den Märkten angebotenen Substitutionsprodukte für Leder bei [[Schuhleder|Schuhen]], [[Lederbekleidung|Bekleidung]], [[Lederhandtaschen|Taschen]], [[Autoleder|Autobezügen]] oder [[Ledermöbel|Möbelpolstern]] basieren fast ausschließlich auf [[Kunstleder|Kunstledervarianten]], die aus Mineralöl hergestellt werden. Der CO2-Fußabdruck der Produktion dieser Alternativen ist höher als der der Lederherstellung, die Haltbarkeit dieser Produkte ist deutlich geringer als die wertiger Leder und hinterlassen danach Mikroplastik erzeugenden Abfall im Gegensatz zu Leder, welches biologisch abbaubar ist.  
 
Kunden, die Leder ablehnen, kaufen [[Lederalternativen|Substitutionsprodukte]]. Eine echte Alternative zu den [[Lederqualität|Vorteilen von Leder]] existiert aber noch nicht. Die auf den Märkten angebotenen Substitutionsprodukte für Leder bei [[Schuhleder|Schuhen]], [[Lederbekleidung|Bekleidung]], [[Lederhandtaschen|Taschen]], [[Autoleder|Autobezügen]] oder [[Ledermöbel|Möbelpolstern]] basieren fast ausschließlich auf [[Kunstleder|Kunstledervarianten]], die aus Mineralöl hergestellt werden. Der CO2-Fußabdruck der Produktion dieser Alternativen ist höher als der der Lederherstellung, die Haltbarkeit dieser Produkte ist deutlich geringer als die wertiger Leder und hinterlassen danach Mikroplastik erzeugenden Abfall im Gegensatz zu Leder, welches biologisch abbaubar ist.  

Version vom 7. Februar 2023, 09:45 Uhr

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Kalbsleder-02.jpg


Was versteht man unter Nachhaltigkeit bei Leder?

Heutzutage verlangen Kunden immer öfter eine nachhaltige Produktion der von ihnen erworbenen Produkte. Unter Nachhaltigkeit wird vieles verstanden. Bei Leder geht es primär um die Tierhaltung, den Tiertransport, die Schlachtmethode, die Lederherstellung, die verwendeten Chemikalien, die in allen Prozessen eingebundenen Mitarbeiter und die Umweltbelastung.


Der CO2-Fußabdruck von Leder

Bei der Herstellung von Leder entsteht ein CO2-Fußabdruck. Moderne Gerbereien versuchen all ihre Abläufe so zu koordinieren, so dass ein möglichst kleiner CO2-Fußabdruck hinterlassen wird. Chemikalien zur Gerbung und Zurichtung werden bewusster eingekauft und von der herstellenden Industrie weiterentwickelt. Abwasser werden möglichst gespart und zeitgemäß geklärt und Reststoffe werden soweit möglich recycelt. Energie wird gespart und, wo möglich, selbst erzeugt. Moderne Gerbereien befinden sich in einem Umstellungsprozess.

Manch Kunden assoziieren Leder negativ, weil es von Tieren stammt, und lehnen die Tierhaltung und den Fleischkonsum ab, der den Rohstoff für Leder erzeugt. Dazu haben Kunden bedenken, dass die Lederherstellung umweltschädlich sein könnte, was in weniger entwickelten Ländern durchaus der Fall ist, aber in entwickelten Ländern nicht der Realität einer gut überwachten und sorgsamen Lederherstellung entspricht.

Unter der der Landwirtschaft nachgelagerten Industrie wird teilweise argumentiert, dass der CO2-Fußabdruck der Landwirtschaft der Milch- und Fleischindustrie zugeordnet werden muss, weil die Tiere nicht wegen der Lederherstellung gehalten werden. Die nachgelagerte Industrie (Gerberei, Lederverarbeiter, Handel mit Lederobjekten) sind nur Verwerter des Abfallprodukts „Haut“ aus der Tierhaltung für die Milchprodukteherstellung und Fleischprodukteerzeugung und haben somit einen positiven Effekt, weil ein ansonsten als Abfall geltendes Restprodukt zu Leder recycelt wird und somit nur die CO2-Emission ab dem Abziehen der Rohhaut im Schlachthof der Lederindustrie zugeordnet werden darf. Einige argumentieren, dass der CO2-Anteil der Tierhaltung proportional der Lederindustrie zugeordnet werden sollte, was nach der Vorstellung der C02-Zuordnung „von der Wiege bis zur Bahre“, also unter Einbeziehung aller Vormaterialien, entspricht.

Kunden, die Leder ablehnen, kaufen Substitutionsprodukte. Eine echte Alternative zu den Vorteilen von Leder existiert aber noch nicht. Die auf den Märkten angebotenen Substitutionsprodukte für Leder bei Schuhen, Bekleidung, Taschen, Autobezügen oder Möbelpolstern basieren fast ausschließlich auf Kunstledervarianten, die aus Mineralöl hergestellt werden. Der CO2-Fußabdruck der Produktion dieser Alternativen ist höher als der der Lederherstellung, die Haltbarkeit dieser Produkte ist deutlich geringer als die wertiger Leder und hinterlassen danach Mikroplastik erzeugenden Abfall im Gegensatz zu Leder, welches biologisch abbaubar ist.


Rückverfolgbarkeit von Leder

Im Rahmen der Diskussionen um die Art wie Tiere gehalten werden und Leder hergestellt wird, wird das Modell der Rückverfolgbarkeit von Leder diskutiert, um die Nachhaltigkeit belegen zu können.

Die Idee dahinter ist ein lückenloser Nachweis vom Leder zurück bis zu dem Tier, dessen Haut für das Leder gegerbt wurde. Damit ist gemeint, dass der Ursprung des Tieres, die Haltung des Tieres, die Tiertransporte, die Schlachtmethode, die Gerbung und die Verarbeitung zu einem Lederobjekt lückenlos transparent dokumentier wird, damit der Verbraucher sicherstellen kann, dass er mit dem Erwerb seines Lederobjekts eine dem Tierwohl orientierte Tierhaltung, eine umweltfreundlichen Gerbprozess und sozialverträgliche Arbeitsbedingungen in der Gerberei, beim Lederverarbeiter und im Handel unterstützt.

Zwar gibt es für die Tierhaltung, die Gerbung und die Mitarbeiter in der Kette gesetzliche Regelungen, aber oft kommen Leder und/oder Lederobjekte aus Ländern, wo die erwünschten Mindeststandards nicht eingehalten oder erst gar nicht überwacht werden. Somit verlangt die Rückverfolgbarkeit Informationen, die über die gesetzlichen nationalen und internationalen Bestimmungen hinausgehen.

Für die Rückverfolgbarkeit der Tiere werden Barcodes, Plastikmarkierungen, oder Stempel der Lederhaut diskutiert und sogar DNA-Erfassungen werden in Erwägung gezogen, um eine sichere Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten.


Rind-Ohrkennzeichnung.jpg

Ohrmarkierung einer Kuh mit Plastikmarke.

 

Bisher haben wenige Lederverarbeiter (z. B. Identity Leder) das Thema Rückverfolgbarkeit aufgegriffen, da es mit hohem Aufwand und Kosten verbunden ist und die Tierhalter und Gerber noch nicht ausreichend darauf eingestellt sind, die notwendigen Bedingungen zu erfüllen.

Laut einer Umfrage bei europäischen Gerbern sind zwar viele in der Lage, das Ursprungsland der verarbeiteten Rohware zu benennen, einige dazu noch den Schlachthof, aber wenn es um den Ursprung des Tieres geht, fehlen meist die notwendigen Informationen für eine vollständige Rückverfolgbarkeit. Es gibt auch nachvollziehbare Bedenken von Seiten der Gerbereien, deren Bezugsquellen gegenüber Wettbewerbern komplett transparent zu machen, weil diese durch die Endkundeninformation mit informiert werden könnten.


Weitere Informationen


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