Schimmel

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Schimmel auf Leder

Manche Leder bekommen einen Belag oder nehmen einen unangenehmen Geruch an. Meistens ist Schimmel die Ursache, der durch falsche Lagerung des Leders entstanden ist.

Idealerweise sollte Leder bei Raumtemperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent gelagert werden, wobei auf ausreichende Luftzirkulation zu achten ist. Luftfeuchtigkeit von dauerhaft mehr als 70 Prozent, zu hohe Raumtemperatur und mangelnder Luftaustausch begünstigen das Wachstum von Pilzen und Bakterien immens.

Auch der pH-Wert spielt eine Rolle für ein optimales Milieu für Schimmel. Leder hat einen pH-Wert von ca. 4,5 bis 5,5 und liegt damit im sauren Bereich.


Die Lebensfähigkeit von Schimmelpilzen in Abhängigkeit vom pH-Wert

Pilz Minimum Optimum Maximum
Alternaria 2,7 5,4 8,0
Aspergillus niger 1,5 7,2 9,8
Aspergillus flavus 2,5 7,5 10,5
Cladosporium herbarum 3,1 7,7
Fusarium 2,0 9,0
Penicillium 2,0 10,0
Rhizopus stolonifer 2,5 6,8


Der optimale pH-Wert ist je nach Pilz-Art unterschiedlich. Grundsätzlich ist aber der pH-Wert von Leder auch für Schimmel gut. Um Schimmel zu verhindern, wäre es aber falsch, den pH-Wert zu verschieben. Man würde damit auch das Leder schädigen bzw. schneller altern lassen.

Der pH-Wert alleine verursacht auch keinen Schimmel. Nur bei entsprechenden Temperaturen, passender Luftfeuchtigkeit und ohne Lüftung entsteht das Milieu für Schimmel. Es ist daher ausreichend, auf die anderen Parameter zu achten, um Schimmel zu verhindern. Normalerweise schimmelt es noch nicht einmal in Autos, wenn die bei verschiedenster Witterung durchgehend draußen parken. Schimmel entsteht daher nur bei besonders ungünstigen Konstellationen. Meist extreme Feuchtigkeit oder falsche Lagerung, ohne dass das Fahrzeug bewegt wird, oder bei Lagerung in feuchten Schuppen oder Garagen.


Schimmel bei Leder im Prozess der Lederherstellung

Leder wird nicht immer in einem Durchgang in der Gerberei bis zum Endprodukt herstellt. Leder wird manchmal erst nur gegerbt, um dann als Crust woanders weiterverarbeitet zu werden. Das kann zu Lagerzeiten und längeren Transporten führen. Viel Leder wird so in Südamerika gegerbt um dann in Europa (meist Italien) weiter gefärbt und zugerichtet zu werden.

Wärend der manchmal monatelangen Lagerzeit oder der Transportwege kann es zum Schimmelbefall der feuchten Halbfabrikate kommen. Um dieses Risiko zu reduzieren, werden die Leder mit Bioziden (Fungiziden) vorbehandelt. Die häufigsten Wirkstoffe sind OPP, CMK, OIT oder TCMTB. Bei langen Wegen und wechselnden Klimazonen (hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit) kommt es aber trotzdem immer wieder zu Schimmelbefall.

Getestet wird die Resistenz in sogenannten Klimakammern. Beim Schimmeltest wird das Leder dann bei 30°C und 95-98% Luftfeuchtigkeit gelagert. Dazu kommen dann ca. 20 verschiedene Schimmelsporen mit in die Kammer. Unbehandelte Leder leiden schon nach einer Woche deutlich unter Schimmelbefall. Dabei wird mit einer Skala von 0 bis 100 gearbeitet. Es bezeichnet den Prozentsatz der Fläche, die sichtbar vom Schimmel befallen ist. Der Schimmeltest ist bestanden, wenn das Leder ohne Befall mindestens 4 Wochen durchhält. Wobei ausreichend behandelte Leder 10 Wochen und länger ohne Schimmelbefall überstehen.

Nicht eindeutig ermittelbar ist der tatsächliche Anteil an löslichen Bioziden im Endprodukt Leder. Diese Information wäre aber für den Endverbraucher von Interesse.


Schimmelbekämpfung bei Leder im Gebrauch

Ob Schimmelbefall noch mit Reinigungs- und Pflegeprodukten allein beseitigt werden kann, oder ob ein Neubezug inklusive Austausch des Polstermaterials notwendig ist, lässt sich pauschal nicht beantworten und ist abhängig von der Dauer, der das Leder den ungünstigen Umgebungsverhältnissen ausgesetzt war. Der sichtbare Schimmel lässt sich meist noch entfernen. Aber der Schimmelgeuch ist das Hauptproblem.

Etwas Schimmel, der nach einigen Monaten auf Oldtimersitzen auftaucht, ist meist mit fleißigem Reinigungsaufwand entfernbar. Garnituren, bei denen sich der Schimmel über mehrere Jahre entfalten konnte, sind jedoch nur selten erhaltbar. Der Grund liegt nicht in der dann großflächigen sichtbaren Entstellung des Leders, sondern im Innenkern der Polsterung. In solchen Fällen ist dann meist das gesamte Innenleben (Schäume, Stoffe, Watten etc.) mit verschimmelt und verkeimt. Derart schweren Befall erkennt man daran, dass sich selbst nach gründlicher Reinigung der Oberfläche der Schimmelgeruch oder "Kellermuff" nicht reduziert.


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Dieses Porsche Cabrio wurde nach einer offenen Regenfahrt geschlossen in eine Tiefgarage gestellt. Der Schimmel war auf allen Lederflächen (Bild der Firma Autopflege Bayern aus Starnberg).

 

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Keine Tarnfarbe, sondern ein Porsche nach einem Containertransport.

 

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Ein mit Schimmel befallener Oldtimersitz. - Ein Lenkrad mit starkem Schimmelbefall.

 

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Käfer Cabrio. - Porsche in Lissabon, Portugal.

 

Selbst nach einer intensiven Außenbearbeitung verursacht jede Belastung der Polster, wie das Daraufsetzen, die Wirkung eines Blasebalgs: Die Schimmelsporen werden samt unangenehmem Geruch in den Innenraum geblasen. Es ist dann auch keine Lösung, zu versuchen, den Geruch mit anderen Gerüchen zu überlagern. Man erhält dann nur eine Mischung aus dem verwendeten Parfüm und dem Schimmelgeruch. Die Nase ist dann noch irritierter. Derart schwere Fälle lassen sich nur lösen, indem Polsterkern und Leder durch einen Sattler komplett ausgetauscht werden. Der Polsterkern kann in diesem Fall auch nicht befriedigend gewaschen oder wiederverwertet werden, was finanziell ohnehin keinen Vorteil verspräche: Das Leder ist dann bereits abgezogen, und ein neuer Polsterkern treibt die Kosten kaum noch in die Höhe, sondern verbessert den Sitzkomfort sogar meist erheblich. Ein weiteres Argument für neue Aufpolsterung ist zudem der Gesundheitsaspekt: Durch das Einatmen der Schimmelsporen und die Einwirkung der von ihnen abgegebenen Gifte können insbesondere Kinder und Menschen mit schwachem Immunsystem erkranken.

Bei Tests wurden Anti-Schimmel-Mittel geprüft. Dabei schnitten z. B. Isopropylalkohol und Brennspiritus, aber auch Essig-Essenz sehr gut ab. Isopropylalkohol kommt für Leder aber nicht in Frage. Die meisten Leder sind oberflächengefärbt, und diese Farbschichten werden durch Isopropylalkohol angelöst. Auch bei vorsichtiger Anwendung ist davon abzuraten. Essig-Essenz (pH-Wert ca. 2,0) tötet den Schimmel auch, hat aber einen angenehmen pH-Wert für späteren Schimmelwuchs auf der Oberfläche des Leders. Wie oben beschrieben, braucht man da aber keine Sorge zu haben. Bei ansonsten „normaler“ Verwendung oder Lagerung von Leder kommt es trotz schimmelfreundlichen pH-Werts nicht zu einer gesteigerten Empfindlichkeit. Leder ist immer im pH-Bereich, wo Schimmel sich wohl fühlt. Aber das führt nicht automatisch zur Schimmelbildung, wenn nicht weitere, fördernde Konstellationen die Basis für Schimmel schaffen.


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Verschimmelte Tasche aus Containerlieferung. - Möbel im Keller gelagert.

 

Schimmel-Jacke-Schweinsleder-Kontainer-01.jpg Schimmel-Moebel-Conatainer-001.jpg

Verschimmelte Jacke und Möbel -> Alle beim Containertransport verschimmelt.

 

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Verschimmelte Motorradkombi durch falsche Lagerung im feuchten Keller.

 

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Verschimmelte Möbel aus Anilinleder nach Kellerlagerung.

 

Schwarzer Schimmel im Leder

Schwarzer Schimmel ist viel seltener bei Leder. Häufiger sind solche Stockflecken eher bei Kunstleder auf Booten oder beim Dachhimmel von Fahrzeugen. Die Flecken vom schwarzen Schimmel wachsen im Material und lassen sich durch eine Reinigung kaum entfernen. Selbst bei Versuchen, sie überzufärben, wandern sie oft durch die Farbe wieder zurück auf die Oberfläche. Daher ist bei vielen Flecken der Neubezug die richtige Empfehlung und bei Färbungen eine Vorbehandlung mit einem Blocker notwendig.


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Schwarzer Schimmel sitzt im Material und nicht wie der weiße Schimmel auf dem Material. Eine Reinigung funktioniert dann nicht.

 

Schimmelbehandlung

Bei weißem Schimmel und nicht zu langer Wartezeit, stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Reinigung relativ gut. In diesem Fall wurde die Lüftung in einer Garage umgebaut, was zu einer Erhöhung der Luftfeuchtigkeit führte. Die Zeit bis zum Zustand auf den Fotos betrug maximal 5 Monate. Der Schimmel war auf allen weichen Oberflächen inkl. Gurte und Soft Lack der Kunststoffteile. Die Reinigung war eine Fleißarbeit, aber nicht kompliziert. Der Schimmelgeruch war trotz der Optik zu Beginn nicht stark und nach der Bearbeitung nicht mehr wahrnehmbar.


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Gründliche Fleißarbeit mit Glück für den Besitzer führte zu einer Rettung.

 

Wie reinigt und pflegt man verschimmeltes Leder?



Die Anwendung vom COLOURLOCK Blocker bei eingezogenen Farbstoffen (Bekleidungsabfärbungen, Farbmigration, Reifenabdrücke, Kleberdurchschlag, schwarzem Schimmel etc.) im Leder.


Colourlock-02.jpg -> Tipp vom Lederzentrum: Die Arbeitsschritte bei der Entfernung von Schimmel auf Leder und Kunstleder


Fettausschlag

Achtung!: Nicht immer sind weißliche Beläge auf der Lederoberfläche sofort und zweifelsfrei als Schimmel identifizierbar. Ein bekanntes Phänomen, das Schimmelbefall optisch sehr ähnelt, ist der Fettausschlag. Als Fettausschlag bezeichnet man weißlich austretende, überschüssige Fette. Diese Optik wird häufig mit Schimmel verwechselt. Vor jeglicher Behandlung muss daher eine Differenzierung erfolgen, womit man es genau zu tun hat. Kennzeichen von Fettausschlag ist, dass der Belag bei vorsichtiger Erwärmung des Leders mit einem Haartrockner verschwindet (da das Fett schmilzt) - was bei Schimmel nicht der Fall ist.


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Fettausschlag-Rucksack-01.jpg Fettausschlag-Toyota-01.jpg

Fettausschlag ist kein Schimmel, auch wenn es so aussieht!

 

Weitere Lederschäden


Weitere Informationen


Weitere Informationen zur Schimmelbehandlung

Colourlock-02.jpg -> Lederzentrum: Schimmlige Glattleder und deren Behandlung


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