Walken

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Weiches Leder

Konsumenten fassen Leder immer erst an. Es wird die Haptik geprüft. Ist es weich, warm, natürlich? Bekleidungsleder, aber auch Auto- oder Möbelleder wünschen sich Kunden oft möglichst weich. Der Gerber erreicht das durch verschiedene Prozesse.


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Walken

Walken oder Millen ist das durch rotierende Bewegung in einem schmalen, hohen Walkfass bewirkte Aufweichen der Lederfasern. Dies ist notwendig, weil die Lederfasern beim Trocknen verkleben und sich das Leder dadurch fester anfühlt. Auch die Zurichtung auf dem Leder macht das Leder steifer und muss gelockert werden. Im Walkfass oder Tumbler sind kurze Stäbe oder Stufen, die die Bewegung des Leders verstärken. Die Stäbe oder Zapfen bewirken ein eher narbiges Leder und die Stufen ein eher weicheres und flachnarbiges Leder. Für das Walken von Leder gibt es viele Maschinenvarianten.


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Die Fässer sind schmal und durch Zapfen oder Stufen werden die Fasern beim Rotieren im Walkfass zusätzlich gelockert.


Stollen

In der Gerberei wird dieser Prozess auch durch Stollen erreicht. Die Stollmaschine hat zwei Platten mit Noppen und Vertiefungen. Durch ständige Vibration der Platte mit den Noppen in die mit den Vertiefungen wird das Leder punktuell durch die Noppen in die Vertiefungen gedrückt und die Faser dadurch gedehnt. Durch das Stollen erhält der Gerber neben der Weichheit auch einen Flächengewinn. Stollen verstärkt zusätzlich die Narbenstruktur und reduziert den Effekt der Losnarbigkeit. Ein korrekter Feuchtigkeitsgehalt im Leder ist wichtig, um Schäden an der Lederstruktur beim zu trockenen Stollen zu vermeiden.


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Mit der Stollmaschine wird Leder weicher gemacht.


Leder per Hand walken

Nass gewordene Leder sind nach dem Trocknen oft steif. Die Lederfasern verkleben bei der Trocknung. Am einfachsten ist es, wenn man das Leder walkt, wenn es noch leicht angefeuchtet ist. Dann lassen sich die Fasern leichter lockern als wenn das Leder schon ganz trocken ist. Aber auch getrocknet bekommt man die Lederfasern wieder gelockert.


Colourlock-02.jpg -> LEDERZENTRUM - Lederbekleidung waschen und weich machen.


Bei leichter Lederbekleidung reicht es, das Leder mit den Händen zu knuddeln, rubbeln, kneten und ziehen. Wie bei einem rostigen Schloss nach der Ölung werden die Fasern gelockert und wieder beweglich. Alternativ kann man die Bekleidung auch mit Tennisbällen bei Kaltluft in den Trockner geben. Motorradkombis sind aber zu groß dafür. Hier hilft nur die Handarbeit per Walken, Kneten und Ziehen, die bei diesem robusten Leder eine Sportstunde ersetzt.


Colourlock-02.jpg -> LEDERZENTRUM - Lederbekleidung rückfetten und weich walken.


Bei Möbel- oder Autopolstern kann man einen Flaschenhals einer leeren Glasrundflasche mit einer Hand halten und mit dem unteren Rand der Flasche durch Andruck mit der zweiten Hand rollend das Leder weicher walken. Durch die rollende Bewegung wird die Oberfläche nicht durch Abrieb beschädigt.


Colourlock-02.jpg -> LEDERZENTRUM - Autoleder wieder weicher machen


Colourlock-02.jpg -> COLOURLOCK Altleder Softener


Die Empfehlung, wenn man im geringen Umfang selbst gegerbtes Leder selber weich machen möchte

Das Leder muss für das weich Machen noch leicht feucht sein. Sonst das Leder noch mal leicht mit Wasser anfeuchten. Dünnere Stellen trocknen schneller, daher aufpassen, dass die nicht unbehandelt trocken werden. Trocken lässt sich das Leder nicht mehr weich walken oder strecken.

  • Um die Faser zu lockern, dass Leder mit beiden Händen fassen und über eine abgerundete, nicht scharfkantige Brettkante ziehen (nur so bei Fellen). Dabei hin und her ziehen, bis sich die Lederfasern ausreichend gedehnt und gelockert haben. Nicht zu feste, damit das Leder nicht einreißt, aber auch nicht zu zaghaft. Alternativ kann das Leder nur mit den Händen gedehnt, geknetet und gestreckt werden. Leichter geht es, wenn mehrere Personen sich helfen und gemeinsam am Leder ziehen, um es zu strecken.
  • Es gibt verschiedenste Methoden und es können auch Werkzeuge verwendet werden. Man kann das Leder durch Seilschlaufen oder über Leinen ziehen und an beiden Enden gegenläufig ziehen. Alternativ geht auch das Ziehen über eine halbmondförmige Sichel aus Metall. Bei beiden Methoden wird auch die Oberfläche des Leders aufgelockert und weich.
  • Den Vorgang über mehrere Tage wiederholen und das Leder zwischendurch in einer Tüte lagern, damit das Leder nicht trocken wird.
  • Alternativ das Leder im Warmen (Trocken plus Wind oder Heizung und Ofen) trocknen lassen, aber immer wiederholend walken und strecken, bevor es wirklich trocken wird. Ständig muss gewalkt und gestreckt werden. Der Vorgang dauert Stunden und ist sehr anstrengend.
  • Die dünnen Stellen trocknen am schnellsten. Der Nacken in die Verlängerung des Rückrades und die "Pobacken" hinten sind dicker und brauchen länger und sind auch anstrengender zu bearbeiten. Sollten Bereiche nicht weich werden, müssen die noch mal nachgegerbt werden. Harte Außenränder können abgeschnitten werden, wenn der Hautverlust nicht zu groß ist. Man muss erst Erfahrung sammeln, bis man ein Gefühl für den Gerbprozess und die Methodik des weicher Machens hat. Erst völlig trocken und weich ist dieser Arbeitsgang erfolgreich beendet.


  • Danach ist das Leder fertig für die Verarbeitung zum gewünschten Objekt.



Film über die Lederherstellung

Film über die Lederherstellung in der Gerberei


Stationen der Lederherstellung
Lagern - Weichen - Äscher - Entfleischen - Spalten - Beizen - Gerbung - Neutralisieren - Abwelken - Sortieren - Falzen - Durchfärbung - Fettung - Nachgerbung - Trocknen - Zurichtung - Stollen - Endkontrolle


Verfahren der Gerbung
Chromgerbung - Lohgerbung - Weißgerbung - Fettgerbung - Synthetische Gerbung


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