Glacé

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Weißgerbung - Alaungerbung

Weißgerbung oder Alaungerbung wird die Gerbung mit Aluminiumsalzen (Alaun) genannt. Es ist ein Doppelsalz, welches natürlich vorkommt, aber auch künstlich hergestellt wird. Die Weißgerbung gehört zur Gruppe der Mineralgerbungen und ist eines der ältesten Gerbverfahren. Nach der Gerbung mit Alaun sind die getrockneten Leder steif und feste. Um diese weicher zu machen, werden die Leder gestollt und gefettet.

Diese Gerbart wurde aber bis auf wenige Ausnahmen von der Chromgerbung verdrängt. Weißgegerbtes Leder ist im Ergebnis weiß. Das Leder ist aber sehr wasserempfindlich. Die Gerbstoffe sind auswaschbar, was dieses Leder deutlich empfindlicher macht als die chromgegerbte Leder.

Die Alaungerbung tauch heutzutage noch am häufigsten bei Lamm- und Schaffellen auf.


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Alaungerbung/Weißgerbung: Schaffell und Ledergurte.

 

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Alaungerbung/Weißgerbung: Ledergürtel mit Flechtung aus Pergament.

 

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Alaungerbung/Weißgerbung: Cricketball aus England.

 

Glacéleder

Die Glacé-Gerbung ist eine Form der traditionsreichen Weißgerbung und basiert auf natürlichen Zutaten. Dazu gehören Alaun (Aluminiumsulfat), Salz, Eigelb, Weizenmehl, Fette und Wasser. Man spricht in diesem Fall auch von französischer Weißgerbung. Die Gerbung selbst ist ein ausgesprochen kurzer Vorgang, der nur wenige Stunden in Anspruch nimmt.

Glacéleder wurde traditionell als Handschuhleder (meist Zickelleder) verarbeitet.

Heutzutage werden Glacéleder angeboten, wo die tatsächliche Gerbart nicht klar ist. Es werden auch Leder mit "Glacé-Effekt" angeboten. In solchen Fällen ist die Gerbart dann abweichend. Was exakt mit "Glacé-Effekt" gemeint ist, erschließt sich nicht immer.


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Glacéhandschuhe sind durch die nicht-permanente, auswaschbare Gerbung sehr empfindlich gegen Wasser. Der Ringfinger dieses Handschuhs wurde durch Feuchtigkeit irreparabel beschädigt.

 

Glacé-Leder wurde auch schon immer im Orgelbau eingesetzt. Es ist besonders weich und weiß und neigt auch im hohen Alter nicht zu versteifen. Im Instrumentenbau verwendete Glacé-Leder haben sogar 200 bis 300 Jahre überdauert ohne spürbar zu verhärten oder an Stabilität zu verlieren. Dazu neigt diese Gerbart auch in kalten Gemäuern nicht zur Schimmelbildung oder zur Korrosion im Kontakt mit Metallen.

Einsatzzweck von Glacéleder im Orgelbau: Als Ventilleder (als Velours mit kurzem Flor), als Balgleder und zur Belederung von Kehlen.


Reinigung und Pflege bei Alaungerbung oder Weißgerbung

Reinigung und Pflege weißgegerbter Leder ist schwierig, da die Gerbung durch die Wasserlöslichkeit und damit Auswaschbarkeit des Gerbstoffs nicht permanent ist. Als Hausmittel gegen Anschmutzungen empfiehlt sich die vorsichtige Behandlung durch "Darüberhuschen" mit Waschbenzin - die folgende Anleitung aus dem frühen 20. Jahrhundert sei als Kuriosum und eher als Beispiel dafür angeführt, wie man es nicht machen sollte:

"Man legt den Handschuh in ein flaches Gefäß und durchnäßt ihn mit Benzin, knetet ihn gehörig durch und drückt ihn gut aus. Sodann wird er mit einem reinen Tuch auf eben solcher Unterlage schnell abgerieben, die schmutzigsten Stellen zuerst, bis er rein und trocken ist. Jeder Handschuh muß mit frischem Benzin behandelt werden. Man hüte sich aber, diese Reinigung bei Licht oder in der Nähe von Feuer vorzunehmen, weil Benzin sich sehr leicht entzündet und eine Explosion dann unausbleiblich ist. Ein anderes Verfahren besteht darin, daß man einen Handschuh anzieht und mit einem in laue Milch getauchten sauberen Lappen und Seife abreibt. Mit einem zweiten Lappen reibt man trocken. Durch nachreiben mit Speckstein erhält das Leder wieder Glanz."

(Schroot, A. (Hg): Der praktische Universal-Ratgeber. Illustriertes Haus- und Nachschlagebuch für alle Fälle des täglichen Lebens. Stuttgart: Carl Weber & Cie., o.J., geschätzt 1903/1904)


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Anleitung aus dem späten 19./frühen 20. Jahrhundert zur korrekten Handhabung von Glacéhandschuhen. Bild: gemeinfrei

 

Chairleder - Dänischleder - Schwedischleder

Glacéleder aus Zickel- oder Lammfellen, die mit Fleischseite nach außen als Rauleder verarbeitet werden, bezeichnet man auch als Dänischleder, Schwedischleder oder Chairleder.


Die Empfehlung, wenn man im geringen Umfang Rohhaut selber mit Alaun gerben möchte

  • Schutzkleidung und Brille tragen. Die Mischung kann 3 bis 4 Mal verwendet werden, darf aber nicht ins Abwasser gelangen.
  • Ein Mischung aus 5 Liter Wasser, 250 Gramm Alaun oder Aluminiusulfat und 800 Gramm Speisesalz erwärmen. Bei größeren Häuten von Schafen, Hirsch oder Wildschwein mit Haaren 5 Liter Wasser, 750 Gramm Alaun oder Aluminiusulfat und 2,4 Kilo Speisesalz.
  • Wenn das Salz aufgelöst ist, 5 Liter (bei der größeren Menge s.o. 30 Liter) kaltes Wasser dazu geben und warten, bis die Mischung lauwarm geworden ist. Dann in einen Kunststoffbehälter abfüllen.
  • Die Haut 10 bis 20 Tage in der Mischung einlegen. 10 Tage bei feinen Häuten wie Kaninchen, Fuchs, Marder oder Reh. 20 Tage für dickeres Leder wie Hirsch, Schaf oder Wildschwein. Täglich durchrühren. Die Haut mit einem Stein beschweren, damit die komplett in der Flüssigkeit bleibt.
  • Nach Zeitablauf die Haut zweimal mit kaltem Wasser abspülen und einen bis zwei Tage abtropfen lassen. Vorsicht bei Alaungerbung! Den Gerbstoff bei Alaungerbung nicht wieder Ausspülen!
  • Falls gewünscht, Löcher in der Haut zunähen.



Weitere Informationen



Verfahren der Gerbung
Chromgerbung - Lohgerbung - Weißgerbung - Fettgerbung - Synthetische Gerbung


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